Sonntag, 13. März 2016

Liebes Artikel ...mal ganz anders!

Zivilisation ist die ständige Vermehrung unnötiger Notwendigkeiten.” (Zitat von: Dota Kehr)
Asylanten flüchten sich zurück in die Zivilisation, die Aussteiger flüchten aus der Zuvielisation, und alle dazwischen? Nun, wir flüchten uns zu gerne in den Konsum. Wir nehmen gerne sogenannte Alltags-Drogen zu uns, oder kucken zuviel Fernsehen. Wir flüchten uns so gerne in die sozialen Netzwerke des Internets, anstatt daran zu arbeiten mal wieder wirklich miteinander zu kommunizieren. Wir flüchten uns auch nur zu gerne in die Kunst, wenn all das andere nicht mehr geht. Wir alle sind doch bis zum Anschlag vollgestopft mit Materiellem, Informationen, Werbung, Wohlstandmüll… Aber wir sind dabei trotzdem oft sehr unzufrieden!
Ist es denn ein Wunder?
Dieser große Frust scheint mir wirklich sehr weit verbreitet zu sein, es ist das riesen Loch (ohne Boden) mitten im Bauch unserer ganzen modernen Epoche. Wir sind Gefangene eines Hamsterrades geworden, das noch Vielen von Innen vielleicht wie eine Karriereleiter erscheint. Und ich finde, irgendwie sind wir alle dabei unserer wahren inneren Heimat beraubt worden. Sei es auch nur, weil wir unsere eigene Zuvielisation, schon fasst nicht mehr aushalten können.

Sind wir nicht alle ein bischen Flüchtlinge?

Immer mehr Menschen werden dabei zu “Zuvielisations-Flüchtlingen”, wie auch einst ich. Fort von Arbeitsdruck, Schulalltag, Systemzwängen… so gut es eben geht. Viele können ja sonst nur auf „Raten“, für ein paar Wochen da mal raus, wenn das Urlaubsgeld noch reicht. Doch auch die Zahl der “Aussteiger”, wie man sie nennt, steigt weiter jedes Jahr an. Viele, die mit großen Fragezeichen über das Leben, bereit sind für eine radikale Veränderung alles aufzugeben und dann nicht wissen wie alles weitergehen soll. Aber sind wir denn das nicht alle ein wenig: die Alternativen, die Traveller, die sogenannten Aussteiger und Weltfremde…?
Die Ratten die dieses sinkende Schiff bereits verlassen haben, oder vielleicht auch nur davon träumen? Wie auch immer, ob Urlaub oder Ausstieg, sind wir denn nicht alle froh wenn wir es mal geschafft haben dem ganzen Wahnsinn hier entfliehen zu können? Endlich mal wieder etwas ruhiger und bescheidener zu leben, und schöpfen wir dabei nicht immer auch neue Kraft für uns selbst?

Ist die Würde des Menschen noch unantastbar?

Durch den Abstand wundern wir uns dann vielleicht auch darüber, wie wir das nur so lange mitgemacht haben. Scheinbar schlafen nur all die anderen, die immer noch nichts davon bemerken… Oder die den Ruf der Freiheit noch nicht hören in ihren Herzen.
Sie schlafen noch den Siebenschläferschlaf in der sich die Menschheit wie schon zum sterben hingegeben hat. Wen wundert es, bei all den Problemen überall. Wer wollte da nicht seinen Kopf auch lieber in den Sand stecken? Dieser ganze Planet scheint sterben zu wollen. Aber wollen wir denn nicht viel lieber leben, lebendig und wach sein? Weil es vielleicht auch das Letzte ist was uns wirklich hier noch bleibt? Wir alle hegen unsere Hoffnungen wie Schätze, die uns noch geblieben sind. Doch nach was sieht es denn eigentlich wirklich aus? Es mehren sich die Stimmen die sagen dass unser Ende nah ist, andere sagen es ist schon längst hier!

Halbzeit der Evolution:

Und doch, trotz all dieser Schwierigkeiten, ist alles auch gut wie es nun einmal ist, wer wollte die Welt schon zurückdrehen? Alles hat seinen Sinn, seine Bestimmung, seinen Weg, egal wie steinig er auch sein mag. So gesehen ist nichts wegzudenken aus dieser Welt, ja nichtmal der Krieg. Ist er doch nur ein Zeichen, dass wir noch nichts gelernt haben, dass wir noch immer wie streitende Kinder sind. Schrecklich alternde Kinder, die sich einst noch so empörten über all die Ungerechtigkeiten und Dummheiten unserer Spezies. Denn ich frage mich nun des Öfteren: Sind wir noch die Kinder, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben, oder sind wir schon die Eltern, deren Kinder andere vor uns warnen?

Die Schönheit der Vielfalt:

Aber hat denn all das Schreckliche all das Schöne schon jemals überwiegen können? Zugegeben wir Menschen scheinen uns irgendwie die allergrößte Mühe zu geben, all das Schreckliche überwiegen zu lassen.
Vielleicht oft auch nur ganz nach dem Motto: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht (Kurt Tucholsky).
Doch was ist all das, in Anbetracht all dieser Schönheit um uns. Denn wir alle hier, wir sind einfach so toll, einfach weil alle Lebewesen sowas von genial sind! Wir, die selbsternannte “Krone der Schöpfung”, einer wie der andere perfekt bis ins letzte Detail, in dieser perfekten Welt einer unendlich bunten Vielfalt. Was könnte schöner sein, als auch nur einen Augenblick lang hier auf Erden sein zu dürfen. Auf diesem einzigartigem, kostbaren Juwel des Weltalls.
Viele Lichtjahre weit um uns herum gibt es ganz sicher nichts vergleichbares, und wer weiß schon, wie viele solcher Juwelen es überhaupt noch davon gäbe…. Denn selbst wenn schon, wir würden sie eh niemals lebendig erreichen können. Wir alle sind hier geboren und hier werden wir alle sterben, alle splitternackt, ohne Ausnahme einer wie der andere. Das Leben selbst macht uns alle gleich. Und wer immer noch glaubt er sei was anderes, womöglich sogar noch was besseres, der hat wirklich noch gar nix kapiert.

Die Illusion der Zeit:

Wir alle leben doch in einer großen Illusion der Zeit. Denn die Zeit gibt es in Wirklichkeit ja gar nicht! Raum, Zeit und Materie sind nur entschleunigte Dimensionen einer übergeordneten Dimension jenseits von Raum und Zeit. Nur das Licht selbst scheint uns täglich aus dieser zeitlosen Dimension heraus in unsere staunende Gesichter. Nur das Licht ist schnell genug um der Zeit zu entfliehen. In einer lichten All-Einheit aber, werden alle Ereignisse und alle Getrenntheit völlig unbedeutend. Dann sind sie vielleicht nur das Salz dieser materiellen Suppe hier auf Erden?

Überall Liebes-Artikel zu Spottpreisen!

Ich kam erst jetzt auf den Gedanken, dass es in unserer Welt der schier endlosen Vielfalt nur darum geht irgend etwas davon gern zu haben. Diese ganze Vielfalt hier offeriert sich uns, sie bietet sich uns an, damit wir irgend etwas davon auswählen. Wir können die Dinge lieben die wir besitzen oder die wir sehen. Wir lieben Musik die uns verzaubert, oder oft auch bestimmte Ereignisse im Leben… Aber vor allem doch können wir die Individuen lieben, unsere Mitmenschen oder auch Tiere, die unseren Weg ein Stück weit begleiten.
Es geht vermutlich wirklich nur darum, dass wir etwas finden was wir überaus gern haben können. Denn wir sind buchstäblich im Glück, wenn wir lieben können. Wir lieben unsere Kinder, unseren Partner, Familie und Freunde, unser Zuhause, unsere Gesundheit, unser Leben. Wir genießen unsere gewohnten Speisen, unsere elektronischen “Spielsachen”, ….eben die ganze Art wie wir heutzutage zu leben vermögen.
Zugegeben geliebt zu werden erleichtert es uns manchmal selber auch lieben zu können, aber darum geht es ja gar nicht. Es geht im Grunde nur um unser eigenes Gefühl der Zuneigung, das sich mit dem von anderen anderen addiert und manchmal, bei Gegenseitigkeit, auch multipliziert.

Der Garten Gottes:

Diese materielle Welt ist vielleicht auch nur dafür geschaffen worden, um das Gefühl der Liebe so effektiv wie möglich zu vervielfältigen. Wie in einem Gemüsegarten, so wird hier auf diesem Planeten Liebe angebaut. Ja, wenn wir nur alles lieben könnten, auch das Unangenehme und unsere Feinde, dann wären wir vollständig realisiert, dann wären wir wahrlich erleuchtet. Alle Dualität, auch die von Gut und Böse löste sich dann buchstäblich in Wohlgefallen auf. Es ist doch genau das wonach so viele spirituell Suchende im Grunde suchen. Noch sind wir Gefangene der Dualität. Wir wollen nur das Gute und vermeiden das Böse. Dabei sind sie nur die zwei Seiten der selben Medaille.
Wären hier nicht die Ungerechtigkeit, die Gemeinheit und der Hass, dann wär das Paradies vielleicht schon längst hier auf diesem Planeten vollendet. Aber sind sie nicht auch das Ungeziefer und das Unkraut in Gottes Garten? Welche die Liebe vielleicht eindämmen, aber doch niemals besiegen können. Denn die Liebe ist immer stärker, und sie kommt spannender Weise eben genau da ganz leuchtend zum Vorschein, wo auch die meisten Schädlinge sind. Sie mehrt sich genau dort wo auch ihr Gegenspieler ist. Dort wo die Menschen leiden, erbarmen sich andere Menschen und beginnen ihnen zu helfen.

Gewohnheit macht Vergesslich:

Wir Menschen haben die überaus schlechte Angewohnheit, das wärmende Feuer der Liebe leicht wieder zu vergessen, wenn wir darin baden. Wir gewöhnen uns schnell daran und vergessen unsere Kinder und unseren Partner bewusst zu lieben, weil wir es als etwas Selbstverständliches betrachten. Erst wenn es uns genommen wird, erkennen wir den immensen Verlust.
Wir betrachten auch die Liebe zu unseren Besitztümern als selbstverständlich, weil wir uns ihrer Sicher glauben, aber auch nur solange bis uns diese ja eines Tages wieder genommen werden. Oder wir vergessen sehr schnell wie überaus kostbar unsere Gesundheit ist, bis wir einmal krank werden und Schmerzen erleiden. Und wir vergessen immer wieder das Leben gebührend zu feiern, weil wir uns schon so sehr daran gewöhnt haben, und es gar nicht wahr haben wollen, dass es so endlich und so kurz ist. Dabei schweben wir hier doch eigentlich alle zu jeder Zeit in größter Lebensgefahr! Doch das größte Vergessen heutzutage, so scheint es mir, ist der Schatz, den wir mit unserem Planeten Erde haben, die wundervolle Natur mit all ihrer verspielten Schönheit.

Ohne die Liebe gibt es kein Leben:

Das Leben selbst ist der absolute Ausnahmezustand, und die Liebe in unseren Herzen ist das allergrößte Geschenk dabei. Sie ist ein Göttliches Geschenk! Denn die Liebe ist die Kraft die uns lebendig hält, und die unsere Spezies seit unzähligen Generationen vermehrt und fortpflanzen lässt. Ohne die Liebe vermehren wir uns nicht. Mehr noch, ohne Liebe sterben wir bei lebendigen Leib. Ohne Liebe wäre unser Leben einfach nur wertlos und leer.
Nichts wird uns einmal bleiben, wenn wir eines Tages “das Zeitliche segnen”, außer all der Liebe die wir jemals liebten. Denn nur die Liebe entstammt aus dieser zeitlosen, lichten Welt und wird auch dort für immer bestehen bleiben. Die Liebe kennt keine Zeit, sie fühlt sich immer wundervoll frisch und neu an. Die Liebe ist das Einzige was uns einmal noch bleiben wird, in unserer “jüngsten Stunde”. Wir können nichts anderes dorthin mitnehmen als all unsere Liebe. Und wer das erst dann erkennt, wenn es einmal soweit ist, dem wird sein Leben am Ende als vergeudet und verloren erscheinen müssen.
Die Liebe ist immer im Jetzt. Wer jederzeit in dieser Liebe leben könnte, für den wäre der Tod nur ein leichter Übergang. Doch wer nicht, der wird sich grämen um alles versäumte und alles nicht gelebte. Dieser Gram ist groß. Sie läßt einen beschämt dastehen, doch auch das geht noch vorrüber, bevor wir wieder eintreten in unsere wirkliche Geburtsstätte in der Ewigkeit des Jetzt.


Die Menschen sind unvernünftig, irrational und egoistisch. 
Liebe diese Menschen trotzdem.
Wenn du Gutes tust, werden dich die Menschen beschuldigen,
dabei selbstsüchtige Hintergedanken zu haben. 
Tue trotzdem Gutes.
Wenn du erfolgreich bist, gewinnst du falsche Freunde und wahre Feinde. 
Sei trotzdem erfolgreich.
Das Gute, das du heute getan hast, wird morgen schon vergessen sein. 
Tue trotzdem Gutes.
Ehrlichkeit und Offenheit machen dich verwundbar. 
Sei trotzdem ehrlich und offen.
Die Menschen bemitleiden Verlierer, doch sie folgen nur den Gewinnern.
Kämpfe trotzdem für ein paar von den Verlierern.
Woran du Jahre gebaut hast, das mag über Nacht zerstört werden. 
Baue trotzdem weiter.
Die Menschen brauchen wirklich Hilfe, doch es kann sein, dass sie dich angreifen, wenn du ihnen hilfst.
Hilf diesen Menschen trotzdem.
Gib der Welt das Beste, was du hast, und du wirst zum Dank dafür einen Tritt erhalten.
Gib der Welt trotzdem das Beste.
Letztendlich ist dann alles eine Angelegenheit zwischen dir und Gott.
Sowieso war es nie eine Angelegenheit zwischen dir und anderen.

Gedicht von Mutter Theresa

Sonntag, 24. Januar 2016

Die heilende Stille der Wüste

In der Silvesternacht 2015/2016 saß ich in der Wüste Marokkos an einem wunderschönen Aussichtsplatz in den hohen Bergen der östlichen Ausläufer des Atlas-Gebirges. Diese Nacht nahe am “Cirque de Jaffar” war fantastisch klar und die Sterne funkelten zu abertausenden am tiefschwarzen Himmel. Wenn man eine Weile zum Himmel aufschaute war es wirklich so, als würde man ins Weltall hineinfallen. Zeit und Raum schienen hier ganz andere Dimensionen zu kennen. Mein Lagerfeuer war schon abgebrannt, doch die Glut leuchtete noch in einem wohligen Rot und wärmte mich und meine Beine. Es war so still, eine Stille in der man noch kilometerweit etwas hören konnte. So still und so dunkel ist es in Europa schon lange nicht mehr, unsere Zuvielisation hat sich dort schon viel zu breit gemacht.


Die gruselige Normalität des atomaren Schreckens:
Dann plötzlich: Ein kurzer Lichtblitz am östlichen Horizont, den ich nur kurz aus den Augenwinkeln wahrnahm. Ich schreckte aus meinen nächtlichen Gedanken. Was war denn das? War es nur ein falscher Nervenimpuls von meiner Netzhaut, oder vielleicht ein weit entferntes Wetterleuchten, oder ein Feuerwerkskörper in der nächsten Stadt? Oder explodierte vielleicht gerade irgendwo auf der Welt eine Atombombe, und die Atmosphäre spiegelte den Lichtblitz durch die tiefe Dunkelheit dieser Nacht?
In meinem Kopf ratterte es. Ich war hier im Urlaub und hatte schon 2 Wochen keine Nachrichten mehr gehört. Mein Händy hatte schon ewig keinen Empfang mehr gehabt. Wir waren komplett abgeschnitten, die Wüste hatte uns vollständig aufgesaugt. Nur noch unser Auto, vollgestopft mit Essen und mit genügend Diesel im Tank, stellte den letzten seidenen Faden dar, der uns noch mit der modernen Welt verband. Wer weiß was in der Welt inzwischen geschehen war? Ich befand mich in einem muslemischen Land, auch noch in Afrika, auf einem anderen Kontinent. Was wenn tatsächlich ganz plötzlich ein Krieg ausgebrochen wäre. Waren die Grenzen vielleicht schon alle geschlossen worden? Saßen wir hier schon fest? Und ich saß hier seelenruhig und würde davon nichts weiter mitbekommen, als dieser kurze Lichtblitz eben, gerade lang genug um ihn überhaupt wahrzunehmen. Ich dachte darüber nach, dass uns eine solche atomare Hiobs-Botschaft heutzutage schon gar nicht mehr verwundern und erschrecken würde. Welch traurige Bilanz unserer, ach so modernen, Zeit und unserer kriegerischen Spezies!

Befinden wir uns schon am Ende der Politik?
Ich kam mal wieder schwer ins Grübeln: Trotz all dem sogenannten Fortschritt, köcheln die Krisenherde auf der Erde beständig vor sich hin. Kriege und Hass schwelen überall auf unserem Planeten. So brandheiß wie die Glut meines Lagerfeuers direkt vor meinen Füßen. Regelmäßig bricht hier und dort ein kleiner Krieg aus, große Flüchtlings-Ströme von Heimatlosen ziehen verzweifelt durch die Welt. Noch immer hat die Menschheit keine Lösung gefunden, um die alten Ketten von Leid und Gewalt durchbrechen zu können. Man muss wohl sagen, dass die Politik, die Moral und auch der Verstand bisher wohl gründlich versagt hat.
Doch in dieser endlosen Zeitlosikeit, die in der Wüste immer um einen herum ist, erscheint einem all das nur noch wie eine kurze Randerscheinung. Dieser blaue Planet ist schon so unermesslich alt. Wäre seine gesamte Geschichte 24 Stunden lang, gäbe es unsere Spezies gerade mal nur 5 Sekunden!

Der Mensch ist das gefährlichste Raubtier aller Zeiten:
Wir haben uns hier in nur ein paar tausend Jahren so stark vermehrt, dass wir heute schon 30% der lebendigen Masse an Säugetieren ausmachen. Und unser Hunger auf Fleisch scheint unermesslich, denn weitere 65% entfallen auf all unsere Nutztiere, die uns Menschen als fleischliche Nahrung dienen, und welche übrigens endlos viele Agrarflächen für Futtermittel beanspruchen. Nur 5% gehen heute noch auf unsere Ur-Ahnen, die Wildtiere!
Wir dominieren diesen Planeten auch noch gar nicht so lange, vor nur 300 Jahren gab es gerade mal nur 500 Milionen von uns auf diesem Planeten, so viele wie heute allein nur in Europa. Wir verkleistern die Erde unaufhörlich mit Beton und Asphalt, wir zerstören und vergiften Lebensräume, wir machen überall entsetzlichen Lärm, Gestank und erzeugen gefährlichen Müll. Schon oft stellte ich mir vor wie wohl die Tiere uns Menschen wahrnehmen? 
 
Ohne die Stille werden wir noch alle verrückt!
Ich erkannte in diesem Urlaub, dass mir der Lärm in Europa vor allem dann so unerträglich wird, wenn es keine wirklich tiefe Stille mehr dazwischen gibt. Die Unterbrechungen durch den Lärm von all unseren Machenschaften reichen sich oft schon die Hand. Doch solange es noch Momente der Stille gibt, ist das alles für mich noch irgendwie erträglich. Es ist dann so, dass man den Boden unter den Füßen noch spüren kann. Die akustische Stille bietet dem Geräusch den Raum.
Doch wenn einmal alle Stille ausgemerzt ist, wie es oft in den Städten geschieht, dann verliere ich schnell diesen Boden in mir. Dann reißt mich der Strom der Geräusche davon und ich verliere leicht den Ruhepol in mir. Ich verirre mich dann leicht etwas orientierungslos in meinen Gedanken, in den vielen Ideen meines Verstandes und in all den unnötigen Notwendigkeiten unseres modernen Lebens.
Die Stille ist nunmal die Grundlage aller Geräusche. Und nur die Stille kann mich wahrlich zu mir selbst zurückholen. Erst wenn ich den Boden der Stille in mir wieder fühle, erkenne ich mich selbst und meinen wahren Standort. Dann erkenne ich auch wie unbedeutend und klein, und wie verletzlich und sterblich ich in Wahrheit doch bin. Jedes Leben ist ja nur wie ein zartes Pflänzlein, das nur dann gesund gedeihen kann, wenn die allerbesten Bedingungen gegeben sind. Ohne all diese optimalen Bedingungen um uns, die uns dieser Planet immer so bedingungslos schenkt, sind wir ein Nichts. Und die Menschheit tut scheinbar alles dafür, um sich dieser Bedingungen so schnell wie möglich zu entledigen. Und irgendwie kann ich das jetzt endlich verstehen und annehmen. Wir wollen es nicht anders, ich glaube wir alle wollen im Grunde so gar nicht weiterleben!

Ich glaube wir alle wollen im Grunde so gar nicht weiterleben! 
Haben unsere vielen Widersprüche, in diesen ach so verkommenen Zeiten, unseren Selbsterhaltungstrieb schon so sehr zermürbt ?

Die Wüste als Lehrer für die Stille in uns:
Ich wuchs in Leonberg auf, nahe beim Autobahndreieck Stuttgart. Der ununterbrochene Lärm dort war ein wichtiger Faktor wieso ich von dort fort musste. Mit 19 war ich das erste Mal in Afrika, und eine tiefe Sehnsucht nach der Wüste entflammte damals in meiner Seele. Immer wieder musste ich im Laufe meines Lebens in die Wüste zurück kehren, diese köstliche Stille und die Zeitlosigkeit dort zog mich immer wieder in ihren Bann, und ich vermisste sie von dem Tag an, als ich sie das erste Mal erlebte.
Erst als ich 2006 einmal mit meinem Vater und einer schrecklich quasseligen Reisegruppe in der ältesten Wüste der Erde war, der Wüste Namib, entdeckte ich dort die Wüste in mir selbst. Umgeben von dieser köstlichen Stille, und doch von ihr abgeschnitten, durch das unaufhörliche Geplapper um mich herum, konnte ich diese Stille dann endlich auch in mir drinnen hören. 
Ich hatte im Schweigen der Gedanken und Interpretationn endlich diesen Boden gefunden, auf dem ich mich, wo auch immer ich war, durch Meditation auch von all dem Lärm unserer Zuvielisation ausruhen konnte.
Seit her sind meine Besuche in der Wüste keine Notwendigkeit mehr, sondern nur noch der köstlichste Luxus den ich mir überhaupt vorstellen kann.

Der Tod und die Zeitlosigkeit:
Auch der Zeitlosigkeit sollte ich noch einmal in mir selbst begegnen. Dies geschah bei einem Nahtoderlebnis das ich 2012 hatte, ausgelöst durch ein Guillain Barre Syndrom. Ich erkannte dabei den Ursprung allen Seins und mir offenbarten sich tiefe Einblicke in das Wesen einer völlig zeitlosen Realität, bei der meine bisherige Auffassung von Realität nur noch verblassen konnte. Seither habe ich keine Angst mehr vor dem Tod und kann diese hartnäckige Trennung von ich und du nur noch als eine Metapher begreifen. In Anbetracht der Ewigkeit sind all unsere Probleme ja kaum noch von Bedeutung. Alle Widrigkeiten fügen sich ein in ein endloses Band von allen Möglichkeiten, die im Großen betrachtet keinerlei Wichtigkeit mehr besitzen. Hier zählt nur noch das Dasein selbst, welches die Ewigkeit für immer durchwirkt und sie verblüffender Weise sogar erzeugt.
Die Wüste ist ein wirklich guter Lehrer und ich kann sie jedem nur wärmstens weiterempfehlen. Sie zeigt uns auch deutlich, wie weit wir Menschen uns von unser guten Mutter-Erde schon entfernt haben. Unsere Gedanken und unsere Probleme kreisen meist unaufhörlich um recht künstliche, abtrackte oder virtuelle Dinge. Und doch können wir nicht mehr zurück. Doch wir können lernen zu erkennen, das wir uns in unserem eigenen Dunst verloren haben. Es geht darum aufzuwachen und zu begreifen, dass nicht unsere Wünsche und all die materiellen Dinge um uns wichtig sind, sondern im Grunde nur unser Dasein und wir selbst. Erst wenn wir erkennen, dass diese vermeintliche Trennung gar nicht existiert, werden wir damit aufhören unsere Mutter-Erde so schlecht zu behandeln wie wir es bis heute tun. Denn wir stecken kollektiv gesehen vermutlich immernoch in der Rebellionsphase eines Teenagers, der sich brutal gegen seine Eltern auflehnt. Wir müssen endlich erwachsen werden, und unsere Wut im Zaun halten, und begreifen dass alles Leben hier nur weiterleben kann, wenn wir alle friedlich miteinander zu leben gelernt haben.


Solarmichel 01/2016